ERDE

Das Ausgangsmaterial Ton

Töpferton kann man natürlich heute gebrauchsfertig einfach kaufen. In meiner Gegend gibt es ein Fachgeschäft für Töpferbedarf, das 50 verschiedene Sorten Ton im Sortiment hat. Dazu Werkzeug, Glasuren und was-weiß-ich-nicht alles. Man könnte hier sogar einen Brennofen kaufen. Das Personal ist freundlich, kompetent und hilfsbereit. Ich kann einen Besuch nur herzlich empfehlen: Keramik-Kraft in Cremlingen. Die Webseite findet sich >>>HIER.

Von dort hatte ich mir erst einmal auf Verdacht einen Ton besorgt, der nicht zu grob schamottiert, aber für handgeformte Aufbaukeramik geeignet sein sollte (was er dann auch war).

Unsere Vorbewohner in vorgeschichtlicher Zeit konnten ihren Ton allerdings nicht einfach einkaufen. Andererseits gibt es Ton fast überall in der Landschaft, oftmals jedoch erst ein paar Meter unter der Oberfläche. Beim Ausbau des Flughafens Waggum (mein Nachbardorf) vor ein paar Jahren war nun ein Radweg angelegt worden, der um die Startbahnverlängerung herumführt, und neben dem Gräben gezogen wurden. Diese Gräben hatten nach meiner damaligen Beobachtung tonige Erdschichten angeschnitten. Bezeichnender Weise heißt das Waldstück nördlich der Startbahnverlängerung „Im Klei“. Normaler Weise haben wir es in der Gegend mit Sandboden zu tun. Ich schaute mich da also um. Die Böschungen der Drainagegräben waren inzwischen zugewuchert. Aber an einer Stelle hatte sich die Spur eines schweren Forstfahrzeugs 40 Zentimeter tief in den Boden eingedrückt und dabei tonige – sagen wir mutmaßlich tonige – Schichten angekratzt. Bisher habe ich ja kaum Erfahrung in diesem Gebiet. Ich nahm mir ein paar Brocken Erde mit. Das Ausgangsmaterial sah so aus:

Mit der Aufbereitung von aus der Landschaft gewonnenem Ton kann man sich beliebig viel Mühe geben. Und der Ton ist natürlich unterschiedlich stark verunreinigt, je nachdem, wo man ihn her holt. Hierzu gibt es auf youtube eine Reihe von erklärenden Filmchen anzusehen.
Wenn man zu reinen – man sagt auch zu „fetten“ – Ton hat, reißt dieser leicht beim Trocknen und beim Brennen. Deshalb „magert“ man ihn mit Sand, Schamott, zerstoßenen Steinchen oder was auch immer. Gekaufter Ton ist üblicher Weise mit Schamott (also gebranntem und dann wieder zerstoßenem bzw. gemahlenem Ton) gemagert. Bei Ton aus der Landschaft kann man sich möglicher Weise das Magern sparen, wenn man ihn weniger gut reinigt. Wie man an dem Bild oben vielleicht erkennen kann, war mein Ton aus Waggum mit Sand und Würzelchen ziemlich verunreinigt. Und ein paar kleine Kieselsteinchen waren auch drin. Das ist letztendlich kein Wunder, denn der Ton ist ja fast von der Oberfläche.
Ich habe bei verschiedenen „Chargen“ unterschiedlich viel Aufwand getrieben. Und dabei habe ich auch dazugelernt. Beim letzten von drei Versuchen, die jeweils kaum einen doppelt-faustgroßen Klumpen Ton ergaben, erzielte ich das – meiner Meinung nach – beste Ergebnis. Und hier habe ein Foto von einer Probe:

Auch wenn ich in Zukunft hauptsächlich mit gekauftem Ton arbeiten werde, behalte ich bei meinen Wanderungen die Augen offen. Sicher gibt es hier und da in der Landschaft weitere Stellen zu entdecken, an denen Ton oberflächennah ansteht.

Gut. Ton haben wir nun. Weiter geht es mit
→ ERDE (II) – Töpfern, Formen, Verzierungen